Unser Friedhof – einst ein würdevoller Ort der Stille, des Gedenkens und der Dankbarkeit – ist in den letzten Jahren zunehmend in einen Zustand geraten, der uns alle nachdenklich machen sollte. Wo früher gepflegte Wege, saubere Grabstätten und ein liebevoller Umgang mit dem Andenken unserer Verstorbenen das Bild prägten, zeigt sich heute ein trauriges Gegenteil.
Verunkrautete Wege, verblasste oder beschädigte Bänke, verwitterte und gefährlich wackelnde Grabsteine – selbst das Unkraut scheint mittlerweile tiefer verwurzelt zu sein als unser Respekt vor dem Andenken derer, die uns vorausgegangen sind. Abgeräumte Gräber hinterlassen Unebenheiten, über die man stolpert – sinnbildlich und wortwörtlich.
Was ist geschehen mit diesem besonderen Ort, der mehr ist als nur ein Stück Land? Ein Friedhof ist ein Spiegel unserer Haltung gegenüber Vergangenheit, Familie und Gemeinschaft. Er sollte ein Ort der Würde sein – nicht der Vernachlässigung.
Natürlich liegt ein Teil der Verantwortung bei den Angehörigen der Verstorbenen. Doch ein großer Teil liegt auch bei der Gemeinde. Friedhofsgebühren werden erhoben – doch wofür genau werden sie verwendet? Ist es nicht Aufgabe der Gemeindeverwaltung, die grundlegende Pflege sicherzustellen, gerade dort, wo keine Angehörigen mehr vorhanden sind? Früher war ein Gemeindearbeiter für die Pflege des Friedhofs zuständig – und der Unterschied war deutlich sichtbar. Heute scheint für so eine Stelle kein Geld mehr vorhanden zu sein und man fragt sich warum das so ist.
Dieser Artikel ist kein Angriff, sondern ein Appell. An den Bürgermeister, an den Gemeinderat, an die Verbandsgemeinde Bad Ems Nassau und an jeden einzelnen Bürger. Es geht nicht darum, Schuldige zu suchen, sondern Verantwortung zu übernehmen. Für unsere Vergangenheit. Für unsere Kultur. Für unsere Verstorbenen.
Ich bin mir bewusst, dass dieser Artikel manch einem unbequem erscheinen mag – vielleicht sogar als Dorn im Auge. Das bedauere ich aufrichtig doch was viele leise beklagen, bleibt oft ungesagt – aus Rücksicht, Angst vor Ärger oder Resignation. Dabei sprechen die Bilder auf dem Friedhof eine deutliche Sprache. Und wer schweigt, sieht zu, wie dieser Ort des Gedenkens weiter verfällt.
Ich rege an diesen Zustand und die dringend nötige Abhilfe doch zeitnah im Gemeinderat öffentlich zu beraten (ggf. mit Ortstermin) und konkrete Schritte zur Verbesserung einzuleiten.
Astrid Jaeger