Alte Orgel konvertiert !?

Vor der heutigen Orgel besaß Winden bereits eine kleine zehnregistrige Schleifladen-Orgel, gebaut von dem bekannten Orgelbaumeister Gustav Raßmann, aus Möttau im Jahre 1863 zum Preis von 1075 Gulden, wozu die Einwohner durch freiwillige Spenden den Betrag von 400 Gulden zusteuerten. Für die Anschaffung dieser Orgel könnte z.b. Pfarrer Peter Müller verantwortlich gewesen sein. Pfarrer Peter Müller war zum damaligen Zeitpunkt Pfarrer, des Kirchspiels Winden und hatte sein Amt bis ins Jahr 1882 inne. Die Gemeinde Winden verpflichtete Raßmann per Vertrag dazu, …..das Gehäuse nach dem Muster der Seminarorgel zu Montabaur zu fertigen ….“ die von dem Orgelbaumeister Johann Wilhelm Schöler aus Bad Ems gebaut worden war. Die Orgel besaß 10 Register auf einem Manual und Pedal. Die Orgel wurde am Sonntag vor dem Feste Peter und Paul des Jahres 1863 zum erstenmal gespielt. Bis dahin war der Kirchengesang ohne jede instrumentale Begleitung gewesen. Die Einführung des Deutschen Kirchengesangs anstelle des lateinischen Chorals ging hier – im Gegensatz zu den Rheingaugemeinden ohne Proteste vor sich.

© winden-live.de © winden-live.de
 

Erst im Jahre 1960 sollte sich etwas für die Orgel ändern. Pfarrer Johannes Dorth war der Meinung die St. Willibrord Kirche könnte eine Frischzellenkur gebrauchen. Während einer größeren Renovierung der Kirche, wurden auch der Chor und die Orgelbühne neu gestaltet. Diesen Erneuerungen fiel dann auch die kleine Raßmann-Orgel zum Opfer. Er ersetzte die Orgel gegen eine erheblich größere, die sich nun zweigeteilt auf der Empore der Kirche befindet.

© winden-live.de
 

Die alte Orgel wurde so vermute ich, 1959 in Zahlung für die neue gegeben. Bekannt ist das die Orgel bei der Orgelbaufirma Hardt in Möttau Jahrzehnte lang eingelagert wurde. Aus welchen Gründen dies geschah ist mir leider nicht bekannt, nur soviel, das die Orgel im Jahre 1997 nicht mehr vollständig war. Im Fahrzeugbau würde dies den Rückschluss zu lassen, das sie über Jahrzehnte als Ersatzteillager zum Ausschlachten dienen sollte.

Aber 1997 keimte Hoffnung für die kleine Orgel auf, ein neues zweites Leben zu führen. Die evangelische Kirchengemeinde Burkhards war im Zuge einer großen Sanierungsmaßnahme auf der Suche nach einer passenden Orgel für ihr historisches Gotteshaus. Der Ortsteil Bughards liegt in 63679 Schotten in Hessen. Orgelsachverständiger Peter Albrecht bemühte sich auf Wunsch des Kirchenvorstandes um den Austausch der seinerseits vorhandenen Orgel. Das damalige Instrument war auf grund seines in Limbafurnier gehaltenen, höchst modernen Äußeren und seiner vergleichsweise geringen musikalischen Kapazitäten keine adäquate Orgel für die Burkhardser Kirche. Die bemühungen richteten sich deshalb auf ein Instrument mit historischem Charakter.Bei der Orgelbaufirma Hardt im Möttau wurde man dann endlich fündig.

Es sollte die eingelagerte ehemalige Windener Raßmann Orgel sein.

Nun sollte es nicht mehr lange dauern, bis die kleine Orgel in Burghards ihre ersten Töne wieder von sich geben durfte.

© winden-live.de
 

Neben dem historischen Gehäuse waren noch die Spielanlage mit originaler Manualklaviatur, vier Pfeifenregister und weiterer Mechanikteile vorhanden. Die Orgelbaufirma Hardt besaß allerdings noch einige Raßmann-Register anderer historischen Orgeln, die Verwendung finden konnten. Alle weiteren fehlenden Teile wurden in der Orgelbauwerkstätte Hardt erstellt und die Orgel so vervollständigt. Und wie man unschwer auf dem Foto erkennen kann, in Burghards hat die Orgel eine würdige Heimat gefunden. Vielleicht hat ja jetzt jemand Lust bekommen die ehemalige Windener Orgel in ihrem neuen zu Hause zu besichtigen.

 

Evangelische Kirchengemeinde
Burkhards / Kaulstoß
Im Eiches 5
63679 Schotten – Burhhards

http://kirchengemeinde-burkhards.ekhn.org/
 

Quelle: Evangelische Kirchengemeinde Burghards / Kaulstoß

Und nun zu meiner am Anfang bereits gestellten Frage. Kann eine Orgel nun Konvertieren und wenn ja, darf sie das überhaupt ? Nein, erstens kann sie es nicht und zweitens ist damit Frage Nr. 2 hinfällig. Eine Orgel kann, Gottesdienste sowohl in Katholischen, als auch in Evangelischen Gotteshäusern feierlich mit ihrer wunderbaren Musik begleiten. Eine Orgel ist sozusagen die Musikalische Schweiz. Sie spielt wenn sie bespielt wird und sie macht keinerlei Unterschiede zwischen den Konfessionen.

 

Die aktuelle (neue) Orgel

Die jetzt in der katholischen Kirche St. Willibrord in Winden installierte Orgel wurde von der Firma Romanus Seifert & Sohn, Kevelaer gebaut. Sie verfügt über 17 (14 klingende) Register, 3 Register sind zwar vorgesehen, aber noch nicht eingebaut. Die Orgel kostete damals 21.160 Deutsche Mark (heute ca. 10.818 Euro) ohne die Installation vor Ort. Die Orgel wurde am 28.06.1959 durch Hochw. Domkapellmeister Msgr. Pabst aus Limburg eingeweiht. Die Orgel wurde erstmals gespielt von Domorganist Trost aus Limburg. Bei der Einweihnung wirkte der Männergesangverein Eintracht Winden mit den Liedern: „Die Himmel rühmen“, Heilig, Heilig, Heilig und Tantum ergo mit. Die Register der Orgel sind auf zwei Manuale und das Pedal verteilt. Das ganze Werk ist in zwei Gehäusehälften links und rechts des Eingangs zur Empore aufgeteilt.

© winden-live.de

Die Orgel wurde im Jahre 2010 mit einem Kostenaufwand von 13.125 Euro grundlegend überholt. Dies war nur durch eine Spende von Herrn Günter Leifheit* in Höhe von 7000 Euro möglich geworden. Die Ortsgemeinde spendete 1000 Euro und der Bürgerverein 250 Euro. Der damalige Orgelsachverständige des Bistums Limburg, Prof. Eichenlaub schrieb in seinem Abnahmerotokoll 2010, das die Orgel ihn sowohl von der handwerklichen, als auch von der klanglichen Ausführung positiv überrascht habe. Nachfolgend ist das Programm der Orgelweihe vom 28.06.1959 dargestellt.

© winden-live.de © winden-live.de© winden-live.de© winden-live.de
Quelle: Helmut Klöckner, Winden

* Günter Leifheit (* 13. Dezember 1920 in Wetter an der Ruhr † 2. Juli 2009 in Lugano) war ein deutscher Unternehmer. Er gründete 1959 zusammen mit seiner Frau Ingeborg den Reinigungs- und Küchengeräte-Hersteller Günter Leifheit KG in Nassau an der Lahn, die heutige Leifheit AG. Er wurde im Nachkriegseuropa mit Wäschespinnen, Bügeleisen oder Schrubbern bekannt. 1973 verkaufte er das Unternehmen. Die Stadt Nassau hat Leifheit 1991 zum Ehrenbürger ernannt; seit 2003 gibt es in Nassau das „Günter-Leifheit-Kulturhaus“. 2006 erhielt er den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz.