Vor wenigen Wochen habe ich einen offenen Appell veröffentlicht – einen Appell an die Gemeinde, an Angehörige, an uns alle. Es ging um den Zustand unseres Friedhofs in Winden, einem Ort, der für viele weit mehr ist als nur ein Stück Land. Ein Ort der Erinnerung, der Verbundenheit und des stillen Gedenkens.
Damals habe ich Missstände benannt – nicht, um anzuklagen, sondern um aufzurütteln. Und tatsächlich: Wer in den letzten Tagen den Friedhof besucht hat, konnte spüren, dass sich etwas bewegt. Das Gras wurde gemäht, viele lange vernachlässigte Gräber wurden gesäubert, mancherorts sogar neu bepflanzt. Der Ort wirkt wieder ein Stück würdevoller.
Ich freue mich sehr darüber – nicht, weil ich meine Worte bestätigt sehe, sondern weil sie offenbar doch gehört wurden. Es zeigt, dass das Andenken an unsere Verstorbenen noch immer vielen am Herzen liegt. Dass Verantwortung und Mitgefühl nicht völlig verloren gegangen sind. Dafür ein herzliches Dankeschön an alle, die sich angesprochen fühlten und gehandelt haben.
Gleichzeitig bleibt noch einiges zu tun. Viele Gräber sind weiterhin ungepflegt, und nicht jeder Angehörige konnte oder wollte bislang reagieren. Vielleicht erreichen diese Zeilen nun auch diejenigen, die bislang gezögert haben. Manchmal fehlt es nicht am Willen, sondern nur am Anstoß.
Auch die Gemeinde selbst ist weiterhin gefordert. Es reicht nicht, einzelne Maßnahmen durchzuführen – es braucht ein dauerhaftes, durchdachtes Pflegekonzept. Dazu gehört auch:
• Die systematische Kontrolle abgelaufener Grabstätten,
• Das Auffüllen und Verdichten der freigewordenen Flächen,
• Und das anschließende Einsäen dieser Stellen,
damit sich diese nicht in Stolperfallen oder Wildwuchsinseln verwandeln.
• Auch Gräber ohne Angehörige verdienen Aufmerksamkeit – sie sollten in die gemeindliche Grundpflege mit einbezogen werden.
Ebenfalls vermisst: der früher bereitgestellte Kies für die Wege. Ohne ihn verwandeln sich einst gepflegte Pfade in schlammige oder zugewachsene Trampelpfade. Ein gepflegter Weg ist kein Luxus – er ist Ausdruck von Respekt gegenüber dem Ort und seinen Besuchern.
Wie schön wäre es, wenn hier und da ein Baum gepflanzt würde – als Zeichen des Lebens, als stiller Begleiter des Gedenkens und zugleich als willkommener Schattenspender im Sommer.“
Der Anfang ist gemacht. Und er macht Hoffnung. Hoffnung darauf, dass aus einzelnen Taten ein gemeinsames Tun werden kann. Denn dieser Ort betrifft uns alle – früher oder später. Es ist unser aller Verantwortung, ihn so zu gestalten, dass wir ihn mit einem guten Gefühl betreten können – sei es aus Trauer, aus Dankbarkeit oder zur stillen Erinnerung.
Ich wünsche mir – und uns allen – dass dieser Ort wieder vollständig zu dem wird, was er einmal war:
Ein würdevoller Friedhof.
Ein Ort der Stille.
Ein Ort des Gedenkens.
Ein Ort, der nicht vergessen wird.
Astrid Jaeger