Der Krieg zwischen Preußen und Österreich
Eine neue Wendung in der Geschichte trat im Jahr 1866 ein. Im Krieg zwischen Preußen und Österreich hatte sich das Nassauer Ländchen auf die Seite Österreichs gestellt. Und seine Miniaturarmee gegen Preußen mobil gemacht. Sie wurden in der blutigen Schlacht bei „Zorn“ (unweit Nastätten), in der es einen Toten und einen Verwundeten gab geschlagen und am Ende des Krieges (die Nassauer hatten für Ihn den Namen „Kartoffelkrieg“ geprägt) wurde das Nassauer Ländchen von Prußen eben „aufgefressen“. Unsere Windener Vorfahren waren damit Preußen geworden und blieben es bis auch diesem größeren Diebe im Jahre 1945 das Lebenslicht ausgeblasen wurde. An Stelle des immerhin gemütlichen Regimes hielt man „preußischer Geist“ in unserer Heimat seinen Einzug. Wie wenig sich die alten Nassauer an diesen aus Ostelbien importierten Geist gewöhnen konnten, zeigt die Tatsache, daß sich selbst mit Stolz als „Muß-Preußen“ bezeichneten. Charakteristisch für die Einstellung der Einwohner Windens im allgemeinen und des ehemaligen Schulchronisten im besonderen dürfte auch die Tatsache sein, daß der damalige Lehrer den einschneidenden Staatswechsel in der Chronik mit keiner Silbe erwähnt. Schweigen kann eben of mehr sagen als lange Erörterungen. Am furchtbarsten sind die großen Blutopfer, die das deutsche Volk für den Größenwahn seiner Herrscher bringen mußte. Auch unserem Dorfe blieben die härtesten Opfer an jungen Menschenleben nicht erspart.
Der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich
im Krieg 1870 – 71 gegen Frankreich fielen aus unserer Gemeinde vier Mann.
01. Heinrich Kronier
02. Johann Brühl
03. Peter Ehmann
04. Johann Kapitain
Der erste Weltkrieg 1914 – 18
forderte 23 junge Menschenleben. Die Namen dieser Gefallenen sind auf einer einfachen Gedenkplatte aus Marmor die an der äußeren Langseite der Kirche befestigt ist und auf zwei Holztafeln in der Michaelskapelle für die Nachwelt festgehalten.
VIELLEICHT IST JA JEMAND SO NETT UND TEILT MIR DIESE NAMEN MIT, DAMIT ICH SIE HIER EINFÜGEN KANN ?
Der zweite Weltkrieg
war wohl der gänzliche Ruin Deutschlands. Der größte Teil der Deutschen Städte wurde durch feindliche Bombergeschwader in Schutt und Asche gelegt. Die Zivilbevölkerung, Greise, Frauen und Kinder wurden ebenso getötet wie die Soldaten im Felde. Obwohl rings um Winden Bomben fielen, wurden keine Gebäude, nicht einmal eine Fensterscheibe im Ort zerstört. Doch die Opfer der Menschenleben sind groß.
Als Soldaten fielen hier:
01. Josef Berg am 05. Juni 1940 in Frankreich
02. Bernhard Kurth am 10. Juni 1940 in Frankreich
03. Josef Seifert am 16. Juli 1941 in Rußland
04. Willi Kurth am 12. November 1941 in Rußland
05. August Specht am 04. April 1942 in Rußland
06. Oswald Gies am 21. April 1942 in Rußland
07. Willi Gies am 09. Juli 1942 in Afrika verwundet, gestorben auf der Insel Kreta
08. Otto Gräwe am 24. Juli 1942 in Afrika
09. Wilhelm Kronier am 22. Juli 1942 in Afrika
10. Paul Weis am 08. Januar 1944 in Rußland
11. Peter Send am 03. Juli 1944 in Italien
12. Peter Rommersbach am 15. März 1945 in Deutschland
13. Erwin Holl im August 1945 in russ. Gefangenschaft gestorben
14. Peter Kaspar am 18. September 1945 in russ. Gefangenschaft in Stalingrad gestorben
Durch die beiden Bombenangriffe auf Nassau kamen ums Leben:
15. Helene Paulus am 02. Februar 1945
16. Maria Schuck am 19. März 1945
Vermisst sind:
01. Christian Bien in Rußland
02. Albert Birkelbach in Rußland
03. Wilhelm Gräwe in Deutschland
04. Hans Gräwe in Rußland
05. Peter Kurth in Rußland
06. Toni Kurth in Rußland
07. Adolf Linscheid in Rußland
08. Karl Loraing in Rußland
09. Michael Noll in Rußland
10. Paul Schuck in Rußland
11. Karl Schmidt in Frankreich
12. Willi Schuh in Rußland
Fast alle anderen Soldaten von hier gerieten in Gefangenschaft und wurden in den Jahren 1945 bis 1950 entlassen. Am längsten mussten die in russischer Gefangenschaft das schwere Joch tragen. Von ihnen kehrten die beiden letzten zurück:
Hans Spitzhorn am 08. Dezember 1949 und Georg Kurth am 01 Januar 1950.
Am 28. März 1945 zogen die Amerikaner in unser Dorf ein und besetzten es. Nach drei Tagen zogen sie weiter und Winden blieb von weiterer Besatzung verschont. Einge Wochen gehörte es zur amerikanischen Besatzungszone, dann wurde es der französischen Zone zugeteilt.
Quelle: 700 Jahre Gemeinde Winden, Josef Spitzhorn
Mit Mistgabeln gegen Jagdflieger
Als ich noch ein Kind war, hat mir mein Großvater Bernhard Kaspar einmal eine Geschichte erzählt, an die ich schon lange nicht mehr gedacht habe.
Gegen Ende des zweiten Weltkriegs stürzte ein Flugzeuge über Winden ab und ging irgendwo im Hirschenberg beim Dies – er Berg nieder. Mehrere Windener Männer, darunter auch mein Großvater, hatten das beobachtet und sind mit Mistgabeln bewaffnet an die Absturzstelle gelaufen, schließlich wussten sie nicht, ob der abgestürzte Flieger nun ein deutscher oder eine Feind war. Auf dem Feld fanden sie einen Mann mit einem Fallschirm und sie hielten ihn mit ihren Mistgabeln in Schach. Was dann aus dem Mann wurde, hat mein Großvater leider nicht mehr erzählt oder ich hab es nicht behalten. Als Kind hab ich da auch nicht weiter nachgefragt, es war ja eine Geschichte die für mich schon ewig her war.
Leser Anmerkung:Zur Absturzstelle rannten auch einige Männer aus dem nahe gelegenen Gackenbach. Einer von Ihnen nahm sich ein paar Wrackteile aus Aluminium mit nach Hause. Da es verboten war Wrackteile zu entfernen, vergrub er diese zunächst in seinem Garten. Nachdem der Krieg beendet war, grub er diese Teile wieder aus und führte sie einem recht nützlichen Zweck zu. Er umstellte mit diesem Aluminium sein Gartenhäuschen, damit das Holz von der Erde her nicht verwettert. Dort stehen sie auch noch heute, die Wrackteile vom Absturz vom 12. Mai 1944 |
Als mir diese Geschichte von meinem Großvater nun wieder einfiel, habe ich nach derartigen Ereignissen in und um Winden im Internet recherchiert, als ich zufällig auf einen Eintrag in einer Liste der Flugzeugführerverluste der deutschen Luftwaffe vom Freitag, den 12. Mai 1944 gestoßen bin. Der Eintrag lautet:
Jagdgeschwader 11 II./JG 11 : II. Mj. Günther Rall verw. Bf 109 G-5 110 089 „Schwarze << + -” Winden/Westerwald, Luftkampf mit P-47 Fallschirmabsprung, 100% Reservelazarett Nassau EM: 53 529 B / 2 |
Quelle: Fliegerschicksale über Lumda, Lahn und Ohm
Da war also ein Flieger namens Günter Rall (* 10. März 1918 in Gaggenau † 4. Oktober 2009 in Bad Reichenhall ) über Winden nach einem Luftkampf mit amerikanischen P-47 Jägern mit dem Fallschirm aus seiner Messerschnitt Bf109 G-5 (meist als ME109 bezeichnet) ausgestiegen. Anschliessend kam er wohl in das Nassauer Lazarett. Ein einzelner Hinweis im Internet ist ja nicht besonders aussagekräftig, deshalb hab ich dann weiter nach diesem Mann geforscht.
Die Angaben zu diesem Ereignis, die ich gefunden habe, variieren ein wenig. Mal fand dieser Luftkampf über Frankfurt statt (amerikanische Quellen), mal über Wetzlar (deutsche Quellen) oder eben über Winden (ebenfalls deutsche Quelle). Wenn man die Entfernungen betrachtet (Winden – Wetzlar ungefähr 60km Luftlinie, Winden – Frankfurt ungefähr 70km Luftlinie), dann liegen diese Angaben für ein Flugzeug, dessen Höchsgeschwindigkeit damals bei ungefähr 600km/h lag, ziemlich dicht beieinander.
Entscheidend aber ist, dass der Pilot selbst das Ereignis bei Nassau angesiedelt hat. Und die Recherche hat ergeben, dass dieser Günter Rall nicht irgendein x-beliebiger Luftwaffenpilot war, sondern wie man damals sagte ein Kriegsheld. Günter Rall war einer der erfolgreichsten Jagdflieger aller Zeiten (wenn es überhaupt eine „Weltrangliste“ für so etwas gibt, dann war er die Nummer 3 auf dieser Liste).
In der Biographie „Major Günther Rall – Durch Pech nur auf dem dritten Platz“ findet man folgende Bemerkungen:
Am 12. Mai 1944 führte der Schwerterträger seine Piloten gegen einen großen Pulk amerikanischer Boeing B-17 „Flying Fortress“ mit starkem „Mustang“-Begleitschutz. Im folgenden Luftkampf konnte Rall seinen 275. Luftsieg erzielen, ehe eine feindliche Kanonensalve seine Cockpitscheibe durchschlug und ein Geschoss ihm den Daumen der linken Hand wegriss. Die Fliegerbrille verhinderte glücklicherweise Splitterverletzungen an den Augen. Wie bei jedem Einsatz trug Rall auch an diesem Tag eine erbeutete lederne US-Fliegerjacke. Als er mit dem Fallschirm auf einem Feld landete, wurde er so von den dort arbeitenden Bauern für einen Amerikaner gehalten und mit Mistgabeln bedroht, ehe sich alles aufklärte.
Bild Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-J16509 / CC-BY-SA
Quelle: „Mit Eichenlaub und Schwertern“ von Florian Berger, ritterkreuz.at
Für seine Erfolge wurde er mit einem der damals höchsten deutschen Orden, dem Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern, ausgezeichnet.
Nach dem Krieg trat er in die noch junge Bundesluftwaffe ein und brachte es dort bis zum Generalinspekteur der Luftwaffe im Range eines Generalleutnants (Drei-Sterne-General). Für seine Tätigkeit in der neuen Luftwaffe und insbesondere für sein Bemühen um den Ausgleich mit den früheren Gegnern erhielt er auch einen der höchsten Orden der Bundesrepublik Deutschland, das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Ungewöhnliche Begegnung nach 58 Jahren
Zu einer ungewöhnlichen Begegnung kam es dann im Jahre 2002.
Auf Vermittlung des aus Winden stammenden Generalmajor Klaus- Dieter Kurth und dessen Bruder, Hauptmann Thomas Kurth kam General a.D. Günther Rall in Begleitung des Befehlshabers des Luftwaffenführungskommandos General Jertz und dessen Stellvertreter General Kurth nach Winden. Dort traf er sich mit den Zeitzeugen seiner damaligen glücklichen Rettung um sich bei Ihnen zu bedanken.
Auf diesem Foto vorne von links nach rechts: Generalleutnant Jertz General a.D. Rall Generalmajor Kurth 1. Kreisbeigeordneter Klöckner |