Wie ein neuer Wald entsteht-Exkursion mit Förstern in Winden

„Wir zeigen Ihnen, wie ein neuer Wald entsteht“. Das Versprechen des ehemaligen Windener Revierförsters Bernd Schendel im Ohr, erfuhren die Teilnehmer bei der Waldexkursion des Geschichtsvereins Nassau an vier Stationen, wie eine natürliche Waldwirtschaft funktioniert. Gemeinsam mit dem erfahrenen Revierförster Schendel führten Dr. Jürgen Gauer von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft und der neue Revierförster Felix Janz durch die verschiedenen „Waldbilder“, wie der Fachmann die vier Etappen nannte Eingangs der Exkursion schilderte Förster Janz inmitten eines Windwurfs seinen Einstieg in das neue Amt in Winden. Am 3. Januar, seinem ersten Arbeitstag, fegte der Orkan „Burglind“ auch über die Windener Höhe, am 15. Januar folgte der Orkan „Friederike“. Insgesamt 10 Millionen Kubikmeter Sturmholz
lagen in den Wäldern von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen am Boden. Die Aufarbeitung erfolgte gestaffelt nach einem mit der Holzindustrie abgestimmten Arbeitsplan bis zum Herbst dieses Jahres. Den Gemeindewald Winden hatte es mit 6000 Kubikmetern besonders hart getrof- fen, beträgt doch der normale Holzeinschlag gerade die Hälfte, nämlich 3000 Kubikmeter im Jahr. Die Exkursion beginnt im Windbruch von „Burglind“ und „Friederike“. Wie aber geht die Natur mit einem solchen Schadensereignis um? Nur wenige Schritte von dem aktuellen Windbruch ent- fernt zeigten die Förster an der zweiten Station, wie eine solche Fläche wenige Jahre danach aussehen kann. Der Vorbestand war reine Fichte und so stehen in der natürlichen Verjüngung dicht an dicht vor allem Fichtensämlinge. Aus dem benachbarten Mischwald haben Wind und Vögel die Samen von Eichen, Buchen, Birken, Kiefern, Douglasien und Vogelbeeren auf die Fläche getragen. Mit handwerklichem Geschick formen die Förster und Forstwirte daraus einen stabilen Mischwald, der insbesondere den neuen Anforderungen durch den bevorstehenden Klimawandel gerecht wird. Bevor sich die Exkursion auf den Weg zur dritten Etappe machte, zeigte der Waldökologe Jürgen Gauer die Bedeutung von Klima und Boden für die Waldentwicklung auf. Auf der Windener Höhe spielt der bimsreiche Boden, als Folge des Laacher See Ausbruchs vor 13.000 Jahren, wie die zunehmende Trockenheit und Wärme eine wesentliche Rolle für die Baumartenauswahl und Standfestigkeit. Waldökologen und Fortwirtschaftler sind heute noch nicht in der Lmitteilungsblatt_11_07_2018age, so Gauer, bereits eindeutige Vor- aussagen zu treffen. Wie gelungene Waldentwicklung aussieht, wurde anhand des dritten Waldbilds deutlich. Orkan „Wiebke“ hatte im Frühjahr 1990 einen Kahlschlag im Windener Wald verursacht. Die Fläche ist nicht wiederzuerkennen. Durch natürlichen Aufwuchs ist ein dichter Mischwald entstanden. Dieser wird von Schneisen im Abstand von 25 Metern durchzogen. Auf ihnen werden die Holzernte- und Rückemaschinen fahren. Um „astreines“ Wertholz zu erziehen, werden die Hauptbäume bis auf neun Meter Höhe entastet. Zur Vermeidung von Fraß- schäden an der Rinde werden die Fichten durch Einritzen behandelt. Es tritt Harz aus, wodurch der Wundkork eine natürliche Schutzwirkung herausbildet.

Die Exkursion endet in einem Wald mit sogenannten Z-Bäumen. Dazwischen liegt eine intensive Koproduktion von Natur und Forstwirtschaft. Im letzten Waldbild konnten die Exkursionsteilnehmer erkennen, wozu all die vorgenannten Maßnahmen dienen. Es sollen sogenannte „Z-Bäume“ herangezogen werden. Das sind hoch- wertige Zukunftsbäume, deren Entwicklung konsequent gefördert wird. Sie bringen dem Waldbesitzer reiche Ernte, sprich Geld in die Kasse. Durch einen Wald mit besonders prächtigen Bäumen führten die Förster die Teilnehmer zu einem abschließenden Waldim-biss. Dieser bot dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins Nassau, Dr. Meinhard Olbrich, die Gelegenheit, den drei Forstleuten für die überaus interessante Führung und dem „Küchenteam“ für den liebevoll hergerichteten Imbiss zu danken.

Nr. 28 – 11.07.2018