Ein Bericht von Helmut Klöckner

Es wird zurzeit viel über den Begriff „Heimat“ gesprochen und geschrieben. Ich denke zu diesem Begriff gehört auch das Läuten der Glocken, was wir jeden Tag zur Mittags- und Abendzeit hören, was uns den Sonntag einläutet, uns zu den Gottesdiensten einlädt und auch ertönt, wenn eine Mitbürgerin oder ein Mitbürger diese Erde verlassen hat. Früher war das Läuten auch ein Hilferuf bei Bränden und sonstigen Gefahren.

Die Windener Glocken, das sind die Marien-Glocke, 360 kg schwer, 83 cm Durchmesser und im Nominalton b`-1, die Willibrord-Glocke, 250 kg schwer, 74 cm Durchmesser und im Nominalton c„- 4. Beide Glocken wurden 1955 als Wiederbeschaffung der kriegsbedingt verlorenen Glocken von der Firma F.W. Schilling gegossen. mitteilungsblatt_25_07_2019Die 3. Glocke ist die Michaelis-Glocke, mit einem Gewicht von 165 kg, einem Durchmesser von 68 cm und einem Nominalton d„+2.Diese Glocke wurde von dem kriegsbedingten Einschmelzen verschont, sie wurde 1929 von der Firma Humpert/Brilon gegossen. Im Jahre 2005 durfte das gesamte Geläut aus Sicherheitsgründen nicht mehr bedient werden. Der Grund war ein von dem Glockensachverständigen des Bistums festgestellter Schaden im Gebälk des Glockenturms. Hier waren die tragenden Eichenbalken auf der Wetterseite in dem Bruchsteingemäuer faul geworden. Weiterhin hatte man bei der Aufhängung der neuen Glocken 1955 Fehler gemacht. So hingen die 2 kleineren Glocken hintereinander in einem Gefach, was die dynamischen Kräfteverhältnisse beim Läuten vollkommen veränderte und dazu führte, dass sich selbst die Unterzüge beim Läuten hin und her bewegten. mitteilungsblatt_25a_07_2019Die Glocken entwickeln beim Läuten das Drei- bis Vierfache ihres eigenen Gewichtes. In Gesprächen mit dem Glockensachverständigen, einem Statiker und einem erfahrenen Zimmerer aus Weyer wurde eine relativ kostengünstige Lösung gefunden. Die auf der Wetterseite angefaulten Eichenbalken wurden nicht entfernt, sondern mit kurzen Balken unterstützt und in der dicken Bruchsteinmauer nach unten abgefangen. Weiterhin wurde für die kleinste Glocke auch ein eigenes Gefach gezimmert. Hierbei war allerdings das alte Zahnradgestänge der Kirchenuhr im Wege. Die Uhr erhielt nun für jedes Ziffernblatt einen eigenen Elektromotor und wurde auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Die Kosten dieser notwendigen Maßnahmen beliefen sich ohne die Uhr auf 30.000 €. Das Bistum beteiligte sich nur an den baulichen Kosten mit 10.000 €. Die restlichen 20.000 € waren für die damals noch selbständige Kirchengemeinde ein unerschwinglicher Brocken. Dem Nassauer Ehrenbürger Günter Leifheit, der schon für den neuen Kirchanstrich und die Sanierung der Orgel kräftig gespendet hatte, verdankt die Kirchengemeinde die Hälfte des fehlenden Betrages. Günter Leifheit begründete seine erneute Spende damit, dass er den fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Winden, die zu dem Erfolg seines Unternehmens beigetragen hätten, etwas zurückgeben wolle. In diesen Tagen gedachten wir des 10. Todestages von Günter Leifheit. Auch Josef Noll spendete anlässlich seines 90. Geburtstages einen namhaften Betrag. Den Rest erbrachten Spenden der Frauengemeinschaft, des Gesangvereins und der Ortsgemeinde. Die Modernisierung der Kirchenuhr wurde ebenfalls durch Spenden der Ortsgemeinde und der Bürger ermöglicht. So konnte in einer gemeinsamen Aktion sichergestellt werden, dass die Windener Glocken wieder ertönen und die Kirchenuhr weiter schlägt und die Uhrzeit nach allen Himmelsrichtungen anzeigt.

Bericht und Fotos: Helmut Klöckner

Nr. 30 – 25.07.2019