Nachdem der Ortsausschuss der katholischen Kirche in Winden vor zwei Jahren eine Buswallfahrt zum Grab des Orts- und Kirchenpatrons St. Willibrord nach Echternach und im vergangenen Jahr eine zum Grab des hl. Bonifatius nach Fulda unternommen hatte, ging es in diesem Jahr mit einem vollbesetzten Bus nach Marburg zum Grab der hl. Elisabeth von Thüringen. Nach einem zünftigen Frühstück im Schatten der stattlichen Elisabethkirche fand eine fachkundige Führung statt.

Die Elisabethkirche wurde im Jahr 1235, dem Jahr der Heiligsprechung von Elisabeth, über dem Grab der Heiligen vom Deutschen Orden mit maßgeblicher Beteiligung der Landgrafen von Thüringen errichtet. Sie ist ein Meisterwerk der deutschen Frühgotik und dient auch als Grablege der Landgrafen von Hessen. Der wichtigste Schatz der Kirche ist der gotisch reich geschmückte Elisabethschrein. Daneben konnten auch andere Exponate aus der Sakralkunst und die aufwendig gestalteten Gräber der Landgrafen von Hessen besichtigt werden. Das Grab der heiligen Elisabeth, die als Heilige der tätigen Nächstenliebe verehrt wird, war im frühen Mittelalter neben Rom und Santiago de Compostella ein begehrter Wallfahrtsort. Der zum Protestantismus konvertierte Landesfürst Philipp von Hessen ließ um die Pilgerströme der katholischen Gläubigen in die nun evangelische gewordene Stadt Marburg zu unterbinden, ein Großteil der Reliquien im 16. Jahrhundert an einen unbekannten Ort bringen. Das Haupt der Heiligen und zwei Beinknochen befinden sich aber heute noch im Kloster der Elisabetherinnen in Wien. Eine Armreliquie befindet sich auch im Besitz der Fürstenfamilie Sayn-Wittgenstein in Sayn. Nach den Eindrücken der gewaltigen Elisabethkirche fuhren die Wallfahrer dann zum Gottesdienst in die Kirche St. Peter und Paul in Marburg, die als moderne Kirche Ende der 50er Jahre neu gebaut wurde und ein echter Kontrast zur ehrwürdigen Elisabethkirche darstellt. In der dortigen Krypta feierte man unter der Zelebration von Pater Benno aus dem Kloster Arnstein die Messe vom Tag der heiligen Elisabeth. Pater Benno hatte die geistliche Leitung der Wallfahrt übernommen und stimmte die Gruppe bereits im Bus auf das Leben der Heiligen ein. Die Krypta in St. Peter und Paul ist der Heiligen Elisabeth geweiht und birgt im Altar neben der Reliquie des heiligen Bonifatius, dem Patron der Heimatdiözese Fulda, auch eine Fingerre- liquie der heiligen Elisabeth, die der Kirchengemeinde aus Wien überlassen wurde.

Die Fenster der Krypta stellen die sieben Werke der Barmherzigkeit dar, welche sind: Hungernde speisen, Dürstende tränken, Nackte bekleiden, Fremde und Obdachlose aufnehmen, Gefangene befreien, Kranke pflegen und Tote begraben. Elisabeth widmete sich nach dem frühen Tod ihres Mannes nur noch den Werken der Nächstenliebe und gründete in Marburg ein Hospital für Patienten, die aufgrund ihrer Krankheit oder ihrer Armut in anderen Spitälern der Stadt keine Aufnahme gefunden hatten. Hier wirkte sie bis zu ihrem frühen Tod mit 24 Jahren. Nach dem geistlichen Programm und einem Mittagessen gab es noch genügend Zeit, um die alte Universitätsstadt Marburg, die von den 26000 Studenten und den historischen Gebäuden in der Oberstadt sowie dem Landgrafenschloss auf dem Schlossberg geprägt ist, zu erkunden. Auf dem Schlossberg fand gerade ein Studentenfest statt, was die Vielfalt der alten Universitätsstadt noch verdeutlichte. Ein großes Lob gilt den Organisatoren vom Ortsausschuss St. Willibrord Winden, deren Vorsitzender Gerald Eschenauer mit seiner Frau Beate zusammen mit dem Ehepaar Harald und Sandra Eifler diese Wallfahrt organisiert hatte. Der in Winden besonders aktive Ortsausschuss zeigt, dass auch innerhalb einer Großpfarrei kirchliches Leben vor Ort noch möglich ist und praktiziert wird.

Nr. 26 – 28.06.17